Gigantismus nach wie vor
Die Olympia-Promotoren verweisen auf die Agenda 2020. Sie glauben, Nachhaltigkeit würde nun dem IOC etwas wert sein. Die Agenda 2020 ist aber nichts anderes als eine kosmetische Reaktion auf die Ablehnung olympischer Spiele in demokratischen Ländern. Sie enthält nur unverbindliche Empfehlungen. Nachhaltigkeit? Gleich nach der Verabschiedung der Agenda 2020 vergab das IOC die Winterspiele 2022 an Peking, wo es mehr Smog als Schnee gibt und die Menschenrechte missachtet werden. Und in Rio hat das IOC mit der Zulassung gedopter russischer Sportler im Sommer 2016 bewiesen, wie ernst ihm die Empfehlung zur Würdigung sauberer Athleten ist. Am Beispiel der dringend nötigen Begrenzung der von Mal zu Mal wachsenden Anzahl Athleten und Wettkämpfen ist die Agenda 2020 ebenso unglaubwürdig. Die in der Empfehlung 9 angegebenen Höchstzahlen von 2'900 Athleten und 100 Wettbewerben übersteigen selbst die in Sotschi registrierten Rekordzahlen. Olympia bleibt gigantisch, das IOC ein kommerzieller, eigennütziger, korruptionsanfälliger Vertragspartner.
Gewinner ist das IOC
Das IOC vermarktet Olympia immer konsequenter. Grosse Sponsoren zahlen dem IOC Hunderte von Millionen, Fernsehrechte werden weltweit teuer versteigert. Für das Fernsehspektakel nimmt die Zahl der telegenen Disziplinen zu, die räumlichen und eventbedingten Ansprüche der Fernsehstationen ebenso. Der olympische Sport kommt als Unterhaltungsware auf den Markt. Vordergründig pflegt das IOC nach wie vor die «olympische Idee», so können die öffentliche Anerkennung und die Milliardenausgaben der Olympiastädte gerechtfertigt werden und das Geschäft bleibt einträglich. Das IOC geht selbst keine finanziellen Risiken ein. Im Host-City-Vertrag wird festgelegt, dass die Gastgeberstadt die gesamtschuldnerische Haftung für Ausrichtung und Ablauf der Spiele übernimmt. Defizite bleiben immer beim Veranstalter. Leidtragende sind auch Sportler und Sportlerinnen, die in ein Geflecht von Macht, Geld und grossem Leistungsdruck hineingezwängt werden.
Olympiapromotoren verbreiten trotzdem Begeisterung, schwärmen von Impulsen für den von der Klimaerwärmung geplagten Wintertourismus und blenden die Kehrseite der Medaille konsequent aus. Anders die Bevölkerung: Wo sie mitbestimmen konnte – wie in Graubünden, Innsbruck oder München – sagte sie nein. Es gibt nur eine Antwort auf das neuerliche Drängen: Die Bevölkerung soll entscheiden.