Was ist Köln passiert ist, ist schlimm. Was Köln mit den Medien macht, finde ich noch schlimmer. Ein Dammbruch sondergleichen.

Ich habe praktisch alles zu Köln gelesen, was mir in die Finger kam. Es hat sich sogar ein bisschen zur Obsession entwickelt. Ich habe ein paar starke Texte von FeministInnen gelesen, die sich drüber aufregen, auf welch plumpe Art Rechtskonservative sich das Thema zu eigen machen, nachdem sie in den 70er-Jahren engagiert gegen das Frauenstimmrecht gekämpft haben. Ich habe viel über das Ende der Willkommenskultur gelesen und den kausalen Zusammenhang zwischen dieser und Köln bis jetzt nicht wirklich verstanden.

Dann habe ich viele Texte gelesen, die mir echt zu denken geben. Die einen lassen sich problemlos am 80er-Jahre-Diskurs anknüpfen: «Lassen sich Männer aus arabischen Ländern überhaupt integrieren?», fragte die Sonntagszeitung. (Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Ja sicher. In den 80er-Jahren bezog sich diese Frage auf den Tamilen in Lederjacke.) Texte, die offen kulturimperialistisch sind, wie zum Beispiel der Beitrag in der NZZ am Sonntag: «Phallisch aggressives Verhalten» (sic!) und «importierte Macho-Kultur» bedrohen unsere Zivilisation. Lehrreich der in der Woche darauf erschienene Text zum Verhältnis von Moslems zu Frauen: «Muslime verstehen die Frau in erster Linie als triebhaftes Wesen», wobei dieser irgendwie mehr über den Autoren aussagt als über die Erörterung. Schliesslich die vielen Texte, die beschreiben, dass Flüchtlinge im Fall nett sind, sich gut integrieren und sogar Suppe kochen, wenn die SchweizerInnen krank sind.

Egal, aus welcher Ecke die Artikel stammen, etwas drückt praktisch überall durch: Sie und wir, wir und die anderen. Der Moslem. Der Syrer. Die Frauen. Edle Wilde, die helfen, dankbar sind und auch sauber. Oder aber Machos, Frauenschänder, Araber. Nicht zu ändern und jeder Versuch zwecklos.

Dieser ganzen Schande ist eigentlich nur eines entgegenzusetzen: Gleichheit. Es gibt keinen Unterschied zwischen uns und ihnen. Sie sind gleich wie wir, gleich an Würde und Rechten. Gleich wie wir, nur anderswo geboren. Oder, wie es der Entwicklungshelfer Kilian Kleinschmidt sagt: Da sind gute Typen dabei und auch Idioten.

04. Feb 2016