«Gerechtigkeit obsiegt gegen Polemik» - diesen Titel würde ich in 10 Tagen gerne lesen. Dann nämlich, wenn das Schweizer Stimmvolk «Ja» zur Stipendieninitiative gesagt hat. Kurz vor Urnenschluss kursieren wirre Aussagen über die Stipendieninitiative. Wer sagt, Studenten würde ohne einen Finger zu krümmen 24‘000 Franken erhalten oder wer behauptet, der indirekte Gegenvorschlag würde alle Probleme lösen, der täuscht falsche Tatsachen vor.

Es ist wichtig zu wissen, dass es bei der Stipendieninitiative nicht nur um Uni-Studentinnen und Uni-Studenten geht. Die Initiative bringt dieselbe Gerechtigkeit  auch für die Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung. Festzuhalten ist ebenfalls, dass all diese Leute nicht einfach faul sind und Geld beziehen. Die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass 80 Prozent aller Studentinnen und Studenten nebst ihrer Ausbildung arbeiten. Kommt hinzu, dass nur Geld erhält, wer keine Unterstützung von zu Hause erwarten kann. Das ist das Grundziel von Stipendien.

Ein weiteres Problem heute ist, dass es bei den Stipendien grosse kantonale Unterschiede gibt. Dies haben die Kantone selbst auch erkannt und versuchen mit dem Stipendienkonkordat diese Unterschiede zu glätten. Leider machen nicht alle Kantone bei dieser Glättung mit. Da nützt auch der indirekte Gegenvorschlag nichts. Denn der entscheidendste Punkt, nämlich wie hoch der minimale Betrag für ein Vollstipendium sein soll, fehlt im Gegenvorschlag. Der indirekte Gegenvorschlag wirkt somit nicht ausgleichend und verfehlt das Hauptziel.

Wer also der Meinung ist, dass ein Studium nicht vom Portemonnaie der Eltern oder vom Wohnkanton abhängig sein darf, der sollte am 14. Juni bei der  Stipendieninitiative ein «Ja» in die Urne legen.

01. Jun 2015