Es ging nun alles sehr schnell. Zehn Tage nach der Abstimmung vom 9. Februar hat die EU reagiert und die Verhandlungen zu Forschung, Filmförderung und Studentenaustausch auf Eis gelegt. Dies sei kein Problem, sagen die Abstimmungs-Ja-Sager. Die Fördergelder könne man ja direkt in der Schweiz investieren und nicht mehr indirekt via EU. Doch es geht eben nicht nur ums Geld. Es geht um eine internationale Zusammenarbeit, welche den Forschungsplatz Schweiz an die Weltspitze gebracht hat. Es geht um Vertriebskanäle, welche den Schweizer Film, die Schweizer Kultur über die Landesgrenzen hinaus tragen. Und es geht auch um Studien- und Ausbildungsplätze. Wir sind auf die Zusammenarbeit mit der EU angewiesen.

Sie heissen „Giochi d’estate“, „Der Verdingbub“ oder „L’enfant d’en haut“ – mehrfach  international preisgekrönte Schweizer Filme, welche die Schweizer Kultur nach Europa hinaustragen. Bereits die drei Sprachen der Filmtitel zeigen, dass die Schweiz viel zu bieten hat. All diese Filme erhielten Gelder vom europäischen Filmförderprogramm MEDIA, an welchen sich die Schweiz bis jetzt mit jährlich rund 6 Millionen Franken beteiligt hat.

Im Filmbereich gibt es seit Jahresbeginn keinen Vertrag mehr

Viel wichtiger jedoch als die Gelder für Schweizer Filme aus dem MEDIA-Programm ist die Zusammenarbeit in den Bereichen Verleih und Vertrieb sowie in der Weiterbildung für Schweizer Filmschaffende. Filme machen und Filme anschauen kennt keine Grenzen. Doch diese werden uns von der EU mit der Sistierung der MEDIA-Verhandlungen nun deutlich aufgezeigt. Wenn wir wollen, dass der Schweizer Film weiterhin international gezeigt wird, international erfolgreich ist und wenn wir wollen, dass die Schweizer Filmemacher bestmöglich ausgebildet werden, dann ist eine Zusammenarbeit mit der EU unabdingbar. Ende letzten Jahres ist der MEDIA-Vertrag ausgelaufen und wurde von der EU nicht mehr erneuert.

Bis jetzt koordiniert die ETH das millionenschwere EU-Forschungsprojekt

Im Gegensatz zur Filmbranche, bei welcher sich die Höhe der Beteiligung und die Höhe der Auszahlungen knapp die Stange halten, sieht es beim EU-Forschungsprogramm „Horizon 2020“ ganz anders aus. Weil der Forschungsplatz Schweiz weltweit zu den besten gehört, profitiert er bei europäischen Forschungsprojekten im Verhältnis von rund 1 zu 1,5. Dies sei nur am Rande erwähnt und soll nicht als Argumentationsschwerpunkt dienen. Denn viel wichtiger als Einzahlung und Auszahlung ist auch in der Forschung die Zusammenarbeit. Ohne die internationale Kooperation wäre der Forschungsplatz Schweiz nie und nimmer dort, wo er heute steht – nämlich an der weltweiten Spitze.

Einen Ausschluss gilt es zu verhindern

Und genau diese Position droht die Schweizer Forschung nun zu verlieren. Als Beispiel sei etwa das milliardenschwere Forschungsprojekt „Human Brain Projekt“ erwähnt, welches von der ETH in Lausanne koordiniert wird. Sollte die Schweiz vom EU-Forschungsprogramm definitiv ausgeschlossen werden, dürfte ein solches Projekt in Zukunft wohl kaum mehr möglich sein. Das gilt es zu verhindern. Setzen wir uns ein für eine grenzenlose Zusammenarbeit in der Forschung, in der Bildung und im Kulturbereich. Auch wenn es schwierig wird. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.

20. Feb 2014