Nach dem ersten Schock kommt die Bestätigung: Die Umsetzung der Abschottungsinitiative wird die Schweiz einen hohen Preis kosten. Dass praktisch gleichzeitig gefordert wird, den Fremdsprachenunterricht zu reduzieren und uns schulpolitisch in die 70er Jahren zurück zu entwickeln, ist nicht zufällig, aber fatal. Kindern Bildung vorzuenthalten, ist ein kulturelles Verbrechen. Wir müssen unsere Kinder nicht schlechter, sondern besser ausbilden.

Der Lehrplan 21 ist ein Fortschritt. Er wird den Kindern eine bessere Bildung und damit besser Chancen im Leben von Morgen bieten.

Der Lehrplan 21 fordert viel, insbesondere von den Lehrkräften. Kein Wunder, dass viele skeptisch bis ablehnend sind.  

Welche Schlüssen ziehen wir aus dieser Situation: Die SVP sagt: Vorwärts in die Vergangenheit. Wir wollen wieder eine Schule, wie wir es selber kennen. Rechnen, lesen, schön schreiben. Frontalunterricht. Disziplin, Schweiz. Weg mit den Fremdsprachen, weg mit dem neumödigen Zeug.

FPD und CVP sind auffallend still. Sie sind im Grundsatz dafür, aber man darf es dann schon nicht übertreiben. Und Mittel, nein mehr Mitteln gibt’s auf keinen Fall.

Und die SP? Sie sagt klar Ja zum Lehrplan 21. Offiziell. Doch wenn man sich rum hört, hört man Zweifel. Will man nicht doch etwas zu viel? Braucht es wirklich zwei Fremdsprachen in der Primarschule?

Am 9. Februar hat eine Mehrheit ja gesagt zu einer Begrenzung der Zuwanderung und zum sogenannten Inländervorzug. Ausschlaggebend für das Ja waren nicht die Fremdenfeindlichen und auch nicht die Euroskeptischen im Land. Ausschlaggebend waren jene 300'000 bis 500'000 Menschen, die in der Vergangenheit bei EU-Abstimmungen auf der Seite jener waren, die eine Annäherung an die EU befürworteten. Sie haben mit ihrem Seitenwechsel zwei Anliegen an die Politik formuliert:

  1. Die Zuwanderung darf nicht zu einer Zerstörung unserer Landschaft führen.
  2. Ich will nicht abgehängt werden!

Der Schweizer Pass macht uns noch nicht zu qualifizierteren Menschen. Um auch in Zukunft mithalten zu können, brauchen unsere Kinder eine Ausbildung, die sich an den Bedürfnissen der Welt von morgen ausrichten. Mag sein, dass der Preis dafür der eine oder andere Rechtschreibefehler ist - keine Sorge: Die Korrekturprogramme werden auch immer besser ;-). Erfolgreich wird künftig nicht sein, wer die Kommaregeln einwandfrei beherrscht, sondern wer Probleme zu lösen weiss, unabhängig und kritisch zu denken wagt, interdisziplinäres Wissen zusammenbringt und sich in mehreren Sprachen verständigen kann.

Eine der Lehren aus der Abstimmung vom 9. Februar muss deshalb sein: Es braucht nicht weniger, sondern mehr Bildung. Wir brauchen nicht weniger, sondern einen besseren Fremdsprachenunterricht. Und dazu brauchen wir und die Lehrkräfte mehr Mittel und mehr Zeit. Dafür setzten wir uns ein, denn die SP bleibt die politische Kraft in der Schweiz, die sich konsequent auf die Seite der Bildung stellt.

25. Feb 2014