Seit sich der Bundesrat kürzlich für den Bau einer zweiten Strassentunnelröhre durch den Gotthard aussprach, ist die politische Debatte um den Autotunnel neu entfacht worden. Eine zweite Röhre würde jedoch die bisherigen Anstrengungen in der Verkehrsverlagerung sabotieren und widerspräche ausserdem klar dem Willen der Bevölkerung, welche sich mehrfach für die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene ausgesprochen hat. Ausserdem wäre die zweite Röhre auch kein probates Mittel gegen den oft ins Feld geführten Stau am Gotthard. Im Gegenteil: Einzig das Verkehrsvolumen würde auf unerwünschte Weise erhöht. Im Rahmen einer Medienkonferenz legte die SP Schweiz dar, warum die zweite Röhre verkehrspolitisch eine Sackgasse wäre und welche Massnahmen gegen den Stau stattdessen zu ergreifen sind.

Für die SP Schweiz steht fest: Kaum wäre die zweite Röhre gebaut, würde der Druck steigen, eine weitere Spur zu öffnen und die Gotthard-Kapazität zu erhöhen. Allen heute gemachten Beteuerung der Bürgerlichen und des Bundesrats zum Trotz. Aber damit würden an den Ferienwochenenden nicht die Staus verkürzt, sondern bestenfalls ans nächste Nadelöhr verlagert.

Die Schweiz hat mit der Neat Milliarden in ein europäisches Vorzeigeprojekt investiert. Es ist nicht einzusehen, warum diese Investitionen mit einer Auto-Röhre in Frage gestellt werden sollten. Auch regionalpolitisch spielt die zweite Autotunnelröhre durch den Gotthard nicht jene Rolle, welche uns die Bürgerlichen weismachen wollen: Die bevorstehende Tunnelsanierung ist nämlich durchaus eine Chance für die Einführung einer rollenden Landstrasse und als Chance, um die Alpentransitbörse voranzutreiben. Ausserdem werden sich mit der Sanierung die Neat-Investitionen auszahlen.

Fazit: Von einer zweiten Röhre profitiert keine Region, sondern das Projekt würde dem öffentlichen Verkehr Geld entziehen. Realistische Schätzungen gehen von Mehrkosten in der Höhe von rund 3 Milliarden Franken aus. Die SP will aber ÖV für alle statt eine zweite Gotthard-Autoröhre für die Lastwagen-Lobby. Die SP wird sich zunächst im Parlament und nötigenfalls später per Referendum dieser verkehrspolitischen Sackgasse widersetzen.

30. Jul 2012